Kind oder Partner beim Abnehmen helfen – so geht’s! Dem Kind oder Partner beim Abnehmen zu helfen erweist sich für viele als äußerst schwierig. Die wenigsten bedenken zudem, dass Sie selbst sogar maßgeblich dazu beitragen, ob der Wunsch nach Abnahme nur ein frommer Wunsch bleibt oder wirklich in die Tat umgesetzt werden kann. Welche Fallen Sie dabei unbedingt beachten sollten und warum die eigenen Gedanken und Gefühle ebenfalls entscheidend sind erfahren Sie hier.
Brigitte G . schrieb mir diese eMail:
Hallo Martina,
… Meine Hauptfrage gilt meinem Sohn (11 J.), der auch übergewichtig ist.
Von Seiten des Kinderarztes wird mir permanent ein schlechtes Gewissen eingeredet und er versucht mich auch unter Druck zu setzen, dass ich mit ihm Abnehmkurse besuchen soll.
Spätestens nachdem ich Ihr Buch gelesen habe, möchte ich das aber nicht, ich möchte nicht, dass er bereits in seinen Kindheitstagen auf Diät programmiert wird.
Meine Frage an Sie: Wie kann ich meinen Sohn miteinbeziehen in Diätfrei abnehmen?
Mit lieben Grüßen
Birgit G.
Meine Antwort:
All das hier Geschriebene betreffend des Kindes können Sie 1:1 anwenden, wenn es nicht um Ihr Kind geht sondern wenn Ihr Partner Gewichtsprobleme hat und sie diesem helfen wollen!
Ich kann mich sehr gut in Birgit G. hineinversetzen, da ich auch ein Kind habe. Meine Tochter (bald volljährig) hat zwar keine Gewichtsprobleme, aber dennoch weiß ich, dass man als Mutter sehr schnell dazu neigen kann, sich Sorgen um das Kind zu machen, die oft jedoch gar nicht berechtigt sind.
Auch das scheinbar schlechte Gewissen, welches nicht nur von (Kinder-)Ärzten sondern von vielen Aussenstehenden auf uns einwirkt, macht die ganze Sache nicht leichter.
Grundsätzlich sollten Sie folgendes bedenken:
Ihre Kinder spiegeln Sie selbst, Ihre Einstellung und Ihre Meinung wider.
Wichtig ist jedoch, dass Sie sich dadurch aber nicht
schuldig fühlen, wenn Sie merken, dass Ihre Kinder das widerspiegeln, was Sie vielleicht selbst zutiefst (bei sich?) ablehnen. Wenn Sie sich schuldig fühlen, können Sie nichts an der Sache ändern, ganz im Gegenteil: Dadurch – durch diese negativen Gefühle – verstärken Sie das Ganze nur noch.
Es gilt also zunächst, dass Sie sich selbst als Elternteil (egal ob Mutter oder Vater oder eben Partner) niemals einen Schuldvorwurf machen.
Machen Sie sich immer bewusst, dass Sie in der Vergangenheit immer nur so handeln konnten, wie es zu dieser Zeit Ihrem Bewusstsein entsprochen hat.
Das gilt immer für uns alle: Wir wollten ja nicht bewusst unserem Kind mit einer “falschen” Einstellung zum Thema Essen und Gewicht schaden … alles wurde unbewusst vermittelt!
Wenn wir es anders gewusst hätten, hätten wir vielleicht auch anders gehandelt, das steht außer Frage.
Was ist also zu tun, wenn Sie in einer solchen Situation sind und gerne helfen möchten?
Fakt ist: Sie können Ihrem Kind immer nur eine Art “Vorbild” sein. Mehr nicht.
Unsere Kinder – gerade wenn sie noch so jung sind – nehmen bewusst (sowie unbewusst!) unsere Meinungen, unserer Verhalten, auch auch sogar unsere Gedanken – und nicht nur im Hinblick auf das Essen, an.
Dazu ein Beispiel: Meine Tochter hatte vor einigen Jahren einmal zwei Freundinnen zu Besuch, mit denen sie im Zimmer irgendein Spiel spielte. Die Tür war zu, ich stand in der Küche und habe dennoch ungefähr mitbekommen, was dort gesprochen wurde. Ein Mädchen sollte ihrer Meinung nach bei diesem Spiel etwas ausprobieren, und das Mädchen verneinte.
Daraufhin erwiderte meine Tochter: “Du kannst doch jetzt nicht einfach Nein sagen, du musst es wenigstens ausprobieren!”
Da musste ich doch leicht schmunzeln, denn das gibt zum Beispiel genau meine “Weltanschauung” wider.
Übrigens muss ich dazu sagen, das war jetzt ein positives Beispiel, natürlich gibt es in meiner Familie auch “negative” Beispiele, nicht das Sie hier beim Lesen jetzt denken, das es bei mir zu Hause immer nur “positive Beispiele” gibt!
Zurück zum Thema: Sie können also nur mit Ihrem Verhalten als Vorbild dienen. Je mehr Sie dem Kind weismachen wollen, dass es wichtig ist, das es abnimmt etc. – um so mehr wird es Gewichtsprobleme erhalten bzw. werden sich diese Probleme verstärken!
Der Grund: Je mehr wir etwas bei unserem Kind nicht wollen, um so größer ist automatisch unsere Aufmerksamkeit auf dieses Problem!
In Diätfrei Abnehmen hatte ich bereits der Aufmerksamkeit ein ganzes Kapitel dazu gewidmet und ich empfehle, dieses Kapitel hin- und wieder noch einmal durchzulesen, um uns diese Sache noch einmal wieder bewusst zu machen.
Das, was wir Menschen bekämpfen und nicht haben wollen, erhalten wir verstärkt. Das gilt natürlich nicht nur für uns, sondern in sämtlichen Lebensbereichen. Ich möchte auf diesen Aspekt hier aber heute nicht näher eingehen, da er zu umfangreich ist und den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Im Zweifel lesen Sie bitte noch einmal die Kapitel 26 – 29 im Buch bzw. eBook von Diätfrei Abnehmen durch.
Beachten Sie:
Um Veränderungen in Ihrem Leben bewirken zu können, müssen Sie sich ändern (Gedanken, Gefühle Einstellung) – und niemand sonst!
Das Folgende sind die einzigen Dinge, die Sie für Ihr Kind tun können:
Das Folgende sind die einzigen Dinge, die Sie in dieser Hinsicht für sich selbst (!) tun können:
Noch einmal möchte ich hier erwähnen, dass das hier Geschriebene betreffend des Kindes auch für Ihren Partner gilt, falls Sie einen Partner haben, der Gewichtsprobleme hat (und evtl. abnehmen möchte)!
Wie Sie also sehen, zielen meine Ratschläge überhaupt nicht darauf ab, dem Kind nun gewisse Regeln und Vorgaben (auch im Hinblick des Essens) geben zu wollen, wie es sich in Zukunft zu verhalten hat, da dies niemals zu einer Lösung sondern immer nur zur Verstärkung des Problems führen würde. Deshalb verursachen ja Diäten überhaupt erst Gewichtsprobleme, anstatt diese Probleme für immer zu lösen!
Hier ein Beispiel, wie es genau falsch wäre:
Sie “erwischen” das Kind mit Süßigkeiten und halten ihm Vorträge, wie ungesund das doch alles sei und das es so nun wirklich nicht abnehmen könne.
So wäre es richtig in dieser Situation:
Sie sehen, dass das Kind Süßigkeiten isst und wenden sich dann – ohne jegliche Gedanken oder Gefühle zu dieser Situation – dem Alltagsgeschehen wieder zu.
Noch ein Beispiel, wie es falsch wäre:
Der Arzt weist Sie im Gespräch zusammen mit dem Kind darauf hin, dass das Kind unbedingt abnehmen müsse. Sie reagieren bestürzt und sagen dem Arzt, dass das Kind Schwierigkeiten hat beim Abnehmen und wir alles daran setzen werden, dass das Gewichtsproblem verschwinden wird.
So wäre es richtig:
Sie registrieren die Aussage, richten Ihre Aufmerksamkeit dann von diesem Aspekt ab und fragen dann den Arzt, ob ansonsten denn alles in Ordnung sei? Auf dem Weg nach Hause erklären Sie dann dem Kind, dass der Arzt so etwas nur gesagt hat, weil er (der Arzt) nicht weiß, das es (das Kind) jetzt im Wachstum sei und sich das Gewicht jetzt ohnehin automatisch verringern wird. Damit ist das Thema dann erledigt.
Wie Sie sehen, waren das zwei Beispiele. Im jeweils 1. Fall haben Sie bei diesen Beispielen daraufhin gewirkt, das sich die Gewichtsprobleme verstärken (!), im 2. Fall haben Sie genau das Gegenteil getan: Der Angelegenheit keine Aufmerksamkeit und keine weitere Energie zum Wachsen gewidmet.
Wie wir sehen, gilt auch hier wie immer das Motto: Es geht nicht darum, mehr zu tun. Es geht darum, mehr wegzulassen (und damit sind keine Kalorien gemeint).
Wie sieht es mit Ihnen aus? Haben Sie auch ein Kind oder ein Partner mit Gewichtsproblemen? Wie sind Ihre Erfahrungen?